Religion

 f.  Z der Religion die Religionen

Bedeutungen

[1] im weiten Sinne: kodifizierte und/ oder auf Überlieferung beruhende Kult-/Glaubenspraxis und -auslegung
[a] im engeren Sinne: Glaubenssystem mit metaphysischem oder transzendenten Inhalt (meist als Grundlage des Weltverständnisses und der Ethik)
Abkürzungen
[1] Rel.
Herkunft
im 16. Jahrhundert entlehnt von lateinisch religio „Gottesfurcht, Frömmigkeit, Heiligkeit“, allgemeiner: „Bedenken, Gewissenhaftigkeit“; die ältesten Quellen (daran anknüpfend auch die meisten Etymologen) führen religio zurück auf das Verb relegere „wiederauflesen/-sammeln/-wickeln, bedenken, acht geben, beachten“, und in diesem Sinn wurde es im Latein der Römischen Republik auch benutzt. So wurde mit religio die getreue Beachtung kultischer Regeln und Überlieferungen bezeichnet – in Abgrenzung zu superstitio als individueller beziehungsweise nicht auf die überlieferten Kultregeln festgelegter, ekstatischer Spiritualität. Erst etwa 350 Jahre später bezog der christliche Kirchenvater Lactantius religio auf das lateinische Verb religare „anbinden, zurückbinden, festhalten, an etwas festmachen“. Religion wäre nach dieser Darstellung die Rückbindung an einen von Gläubigen an- beziehungsweise wahrgenommenen göttlichen Urgrund. Jedoch griff auch die mittelalterliche Entlehnung ins Deutsche (Religion), unter anderem in Rückgriff auf Cicero, die an relegere angelehnte Bedeutung samt der Abgrenzung zu superstitio beziehungsweise sogenanntem Aberglaube wieder auf.❬ref❭ Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993. Stichwort: Religion. ISBN 3-423-03358-4.❬/ref❭
Synonyme
[1] Glaube, Glaubensbekenntnis; ? Heilslehre, Konfession
Oberbegriffe
[1] Glaubensgemeinschaft, Ideologie
Unterbegriffe
[1] abrahamitische Religion, Hauptreligion, Pseudoreligion, Staatsreligion, Weltreligion
Beispiele
[1] „Wer heute von Religion oder Religionslehre spricht, kann dies nicht naiv-unbedacht tun. … Denn das Wort Religion scheint als Begriff in Mißkredit geraten zu sein. Will man es jedoch bei der Diskreditierung des Wortes Religion nicht bewenden lassen, wird man den Begriffsschwierigkeiten dieses Wortes nachgehen und eine philosophisch-theologische Begründung für die Weiterverwendung des Wortes bieten müssen.“❬ref❭Norbert Schiffers in: , Band 6, Seite 206 f., Artikel "Religion"❬/ref❭
[1] Jede Religion ist gut, die beste aber - die dümmste. (Papst Alexander VI.)
[1] „Es war die Resignation eines Volkes, das durch die Jahrtausende von der eigenen Religion, durch Jahrhunderte von fremder Herrschaft entmündigt worden war.“❬ref❭, Seite 50.❬/ref❭
[1] „Religion kann Trost spenden, sie kann Ruhe und Harmonie stiften.“❬ref❭, Seite 183.❬/ref❭
[1] „So führt die Art und Weise der hier stattfindenden Diskussion über die Muslime erst dazu, sich selbst überhaupt als Muslim wahrzunehmen. Denn auch Menschen wie ich fühlen sich vor den Kopf gestoßen angesichts der Arroganz und Unverschämtheit, mit der über unsere Religion gesprochen und geurteilt wird. Für mich ist sie schließlich die Religion meiner Großeltern, die uns Werte vermittelt hat, die so schlecht nicht sein können. Nicht erst Europa hat aus ihrem Sohn, meinem Vater, einen aufgeklärten, liberalen, demokratischen Menschen gemacht. Das war er schon, bevor er nach Europa kam.“❬ref❭❬/ref❭
Charakteristische Wortkombinationen
[1] barbarische ~, bestimmte ~, friedliche ~, gelebte ~, heilige ~, innerweltliche ~, natürliche ~, offenbarte ~, tolerante ~, verbreitetste ~
[1] abrahamitische ~, atheistische ~, biblische ~, buddhistische ~, christliche ~, fernöstliche ~, islamische ~, jede ~, jüdische ~, katholische ~, lutherische ~, mohammedanische ~, monotheistische ~, mosaische ~, muslimische ~, orthodoxe ~ polytheistische ~, protestantische ~, zoroastrische ~
~ angehören, ~ anschließen, ~ ausüben, ~ bekehren, ~ gebietet, ~ stiften, ~ übergetreten, ~ unterrichten, ~ unterweisen, ~ unterwiesen, ~ verbieten, ~ verbietet, ~ zugehörig
keine ~ haben
Wortbildungen
religiös
Religionsgemeinschaft, Religionsgeschichte, Religionskrieg, Religionskritik, Religionslehrer, Religionsmündigkeit, Religionsphänomenologie, Religionsphilosophie, Religionspolitik, religionspolitisch, Religionssoziologie, Religionsunterricht, Religionswissenschaft

Referenzen

[1] Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Suche/
[1] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache http://www.dwds.de/?qu=
[1] canoo.net http://www.canoo.net/?lookup=caseSensitive
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=
[1] The Free Dictionary http://de.thefreedictionary.com/
[1] Duden online http://www.duden.de/rechtschreibung/
Quellen

Substantiv, f

Kasus Singular Plural
Nominativ Religion Religionen
Genitiv Religion Religionen
Dativ Religion Religionen
Akkusativ Religion Religionen

Worttrennung

Re·li·gi·on, Re·li·gi·o·nen
Aussprache
IPA ʀeliˈɡi̯oːn, ʀeliˈɡi̯oːnən
Hörbeispiele: , Religionen (österreichisch)
Reime -oːn
Betonung
Religio̲n

zählbar

Kasus Singular Plural
Nominativ die Religion die Religionen
Genitiv der Religion der Religionen
Dativ der Religion den Religionen
Akkusativ die Religion die Religionen
单数 复数